Liebe aus der Dunkelheit


(© 2007 www.jutta-becker.com - photo Jutta Becker)

Ich erinnere mich kaum, wo ich herkam, lief dahin durch die Dunkelheit. Ich war wohl auf dem Weg zur U-Bahn. Ich kam von irgend jemandem. Doch ich erinnere mich nur an die Kälte, an den schlecht beleuchteten Weg. Mir ist, als wäre ich traurig gewesen.

Dann ertönte ein "hast Du mal 'ne Mark?" vom Wegesrand. Typisch - immer diese Bettler! So dachte ich oft! So dachte ich immer? Nicht heute, nicht in diesem Moment. Ich bekam einen Schreck. Ich glaube, ich hatte Angst! Etwas war anders - meine Gedanken begannen zu wirbeln, während ich weiterging. Doch nur ein Stück.

Ich drehte mich um. Da war etwas - wie ein Magnet. Da war jemand. Mein Herz begann zu klopfen. Ich kramte in meiner Tasche nach einer Mark.

Und dann stand ich vor ihr: ein Mädchen, zerrissene Kleidung, wirres Haar, vielleicht drogenabhängig, zusammengekauert am Boden. Und mein Herz klopfte wild.

Ich streckte ihr meine Hand entgegen mit der Mark zwischen den Fingern. Ich glaube, sie zitterten. Ich legte ihr die Mark in die offene Hand, ganz vorsichtig, ganz langsam und unsere Hände berührten sich kurz.

Dann sah ich Ihre Augen - die strahlten plötzlich wie zwei Sterne. Sie stand auf - ich zitterte. Dann nahm sie meine Hand in Ihre und sagte:

"Ich wünsche Dir ein liebevolles Leben!"

und Ihr Lächeln verabschiedete mich in die dunkle Nacht.

DANKE unbekanntes Mädchen

(Berlin 1997/98 ??)